Besuch des jüdischen Friedhofs in Niedenstein

Danke für die Übersetzung und Katalogisierung der Grabinschriften aus dem Hebräischen ins Deutsche!

Di., 02. Mai 2023

Niedenstein – „Mit viel Engagement haben Ehrenamtliche die Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof in meiner Heimatstadt Niedenstein mit spezieller Technik fotografiert, Inschriften aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt und alles katalogisiert. Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Arbeitsgruppe um Bärbel und Wolfgang Köhler, Gesine und Götz Schmidt, Pfarrer Johannes Böttner und Übersetzerin Deborah Tal-Rüttger für die geleistete Arbeit", so Bundestagsabgeordnete Dr. Bettina Hoffmann. „Von solchem bürgerschaftlichen Engagement lebt unsere Gesellschaft und macht Zeugnisse aus der schlimmsten Zeit der deutschen Geschichte auch für zukünftige Generationen erlebbar. Gerade in diesen Zeiten, in denen von einigen Gruppen unsere Demokratie in Frage gestellt wird ist, das sehr wichtig."

Der Jüdische Friedhof in Niedenstein erinnert an die jüdischen Einwohner, die seit 1649 in der Stadt gelebt haben. „Leider gibt es auf dem Friedhof nur noch wenige Grabsteine aus den frühen Jahren", so Christine Schmidt von der Arbeitsgruppe. Die allermeisten der heute noch vorhandenen Grabsteine stammen aus den Jahren nach 1870 bis 1937. Nach dem Verbleib der nicht mehr vorhandenen Grabsteine aus den Jahren 1832 bis 1869, die nach der Chronologie der Beerdigungen in den hinteren Reihen des Friedhofs gelegen haben müssen, soll nach Angaben der Arbeitsgruppe noch weiter geforscht werden. Auch die Geburts-, Trau- und Sterberegister der jüdischen Gemeinde gingen verloren, sodass die Belegung des Friedhofs schwierig zu rekonstruieren ist.

„Seit Jahren kommen immer wieder Nachfahren der ehemaligen jüdischen Bürger von Niedenstein, vor allem aus den USA, zu uns, um nach den ehemaligen Häusern und nach den Gräbern ihrer Vorfahren zu suchen", so Christine Schmidt, die die Geschichte des Jüdischen Friedhofs und das Engagement der Arbeitsgruppe zusammengetragen hat: „Häufig war jedoch nicht bekannt, wer auf dem Friedhof begraben wurde. Die meisten Grabinschriften sind nur auf Hebräisch verfasst, wie es bis Mitte des 19. Jahrhunderts Brauch war. Außerdem sind viele Grabsteine, die fast alle aus Sandstein gearbeitet wurden, sehr verwittert. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, diese noch rechtzeitig zu entschlüsseln, bevor die Schrift gar nicht mehr lesbar ist."

Bärbel und Wolfgang Köhler vom Fotoclub Niedenstein haben alle 115 noch vorhandenen Grabsteine in der Dämmerung mit Streiflicht fotografiert, um die Schriftzeichen durch die Schattierung besser lesbar zu machen. Deborah Tal-Rüttgeraus Obervorschütz hat die hebräischen Inschriften ins Deutsche übersetzt. Sie ist Hebräisch-Lehrerin und hat schon Grabinschriften auf den jüdischen Friedhöfen in Obervorschütz, Felsberg, Guxhagen und Zierenberg übersetzt. Die Arbeit soll nun auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Bettina Hoffmann: „Ich freue mich schon, bald durch die interaktive Bestandsaufnahme der Grabsteine des Jüdischen Friedhofs im Stadtmuseum Niedenstein zu blättern."