Design und Daten

die Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft

Mi., 14. Apr 2021

Der Ressourcenhunger der Menschheit ist ungebremst. Öl machen wir zu Plastik, Kies zu Beton, Holz zu Möbeln, Lithium zu Batterien. Recycelt wird nur ein Bruchteil: Neun von zehn Tonnen Neuware stellen wir aus Rohstoffen her, die wir frisch der Erde entnehmen.

Intuitiv verstehen wir, dass das nicht wirtschaftlich ist. Immer, wenn ein Produkt zu Müll wird, vernichten wir auch Arbeit, Energie und Rohstoffe. In dieser Erkenntnis steckt aber auch die großartige Nachricht, dass wir mit viel weniger Ressourcen unseren Güterbedarf decken können - wenn wir Materialien nicht ständig vernichten und neu herstellen, sondern im Kreislauf führen. Dafür müssen wir unsere Produktion grundlegend umstellen. Zwei Felder sind dafür zentral: Design und Daten.

Wenn eine Produktdesignerin eine Waschmaschine entwirft, beachtet sie selbstverständlich Aspekte wie Sicherheit oder Energieverbrauch. Das Gerät auch langlebig oder einfach zerlegbar zu gestalten vergütet einem im heutigen Wirtschaftssystem niemand. Dennoch machen sich immer mehr Unternehmen genau darüber Gedanken. Sie entwerfen Mehrwegverpackungen oder Kleidungsstücke, die perfekt recycelbar sind. Solche Innovationen gilt es zum gesetzlichen Gebot zu machen. Denn nur ein Produkt, das für den Kreislauf entworfen wurde, kann sinnvoll im Kreislauf geführt werden.

Das beste Design nützt nichts, wenn Produkte nicht zurück in den Kreislauf finden. Erst Daten machen Müll zu wertvollen Rohstoffen. Nur wenn ein Einkäufer verlässlich weiß, wo und wann ein Produkt bereit für die nächste Runde im Kreislauf ist, welche Fasern, Kunststoffe oder Metalle genau darin stecken und wie einfach es zerlegt werden kann, wird er ein Gebot abgeben. Die Politik muss das unterstützen – etwa indem sie eine sichere IT-Infrastruktur fördert und digitale Produktpässe zum Standard erklärt.

In Deutschland haben wir die besten Voraussetzungen für den Weg in eine echte Kreislaufwirtschaft. Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass Startups, der traditionelle Maschinenbau und die Grundstoffindustrie auf klare Signale warten, um Geld in grüne Ideen zu investieren. Diese Rahmenbedingungen sollten wir so schnell wie möglich schaffen. Denn ohne eine radikale Ressourcenwende ist die Klimakrise nicht zu bezwingen.

Dieser Text erschien zuerst als Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau.